Stuhlinkontinenz

Zusammenfassung

Die Unfähigkeit den Stuhl zu halten und dessen Entleerung zu kontrollieren (Stuhlhalteschwäche oder Stuhlinkontinenz) ist ein relevantes gesellschaftliches Problem, unter dem bis zu 1,5% der Bevölkerung leiden. Das sind in Deutschland über 800.000 Menschen. Mit zunehmenden Alter trifft man diese Störung häufiger an. Die Stuhlinkontinenz ist ein Tabuthema, das für die Betroffenen eine erhebliche Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens bedeutet.

 

Eine Stuhlinkontinenz kann durch verschiedene Ursachen bedingt sein. Oft sind es sogar Kombinationen von einzelnen Störungen in der Stuhlhaltefunktion. Es stehen uns eine Reihe von Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, um zunächst die Ursache zu klären und danach eine individuell an den Patienten angepasste Therapie durchzuführen. Im einzelnen kommen folgende Methoden in Frage:

 

  • Allgemeine proktologische Untersuchung mit Rektoskopie und Proktoskopie
  • Ultraschalluntersuchung durch den After (Endosonographie)
  • Stuhlentleerungsdarstellung (Defäkographie) durch MRT oder Röntgen
  • Messung des Schließmuskeldrucks (Manometrie)
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeiten des Schließmuskels (Sphinkter-EMG).

 

Auch für die Therapie gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die operative wie auch nicht operative Verfahren einschließen. Hier muss an den Ursachen orientiert die Behandlung geplant werden, die natürlich auch die persönliche Belange der Betroffenen berücksichtigen muss. So können wir folgende Verfahren einsetzen:


Nicht-operativ:

  • Medikamente zur Stuhlgangsregulierung
  • Biofeedbacktraining
  • Anale Irrigation
  • Analtampons

 

Operativ:

  • Verdickung des Schließmuskels durch Unterspritzung mit biokompatiblen Füllmitteln
  • Schließmuskelrekonstruktion bei Verletzungen (z. B. nach Geburten)
  • Sakralnervenstimulation = Elektrischer Schrittmacher für den Schließmuskel
  • Künstlicher Schließmuskel
  • Operative Beseitigung eines ausgeprägten Hämorrhoidalleidens oder Mastdarmvorfalls.

Details

 

Was ist Stuhlinkontinenz?

 

Stuhlinkontinenz oder Stuhlhalteschwäche bezeichnet einen Zustand, bei dem die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, die Stuhlentleerung vollständig zu kontrollieren und es zu unbemerktem oder ungewolltem Abgang von Stuhl oder Winden kommt.

 

 

Was verursacht eine Stuhlinkontinenz?

 

Eine Stuhlhalteschwäche kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Grundsätzlich gilt es zu unterscheiden, ob es sich um eine Inkontinenz auf dem Boden einer Schwäche bzw. einer Funktionseinschränkung des Schließmuskels und des Beckenbodens handelt (sogenannte motorische Inkontinenz) oder es zu einer Wahrnehmungs­störung an After und Mastdarm gekommen ist (sogenannte sensorische Inkontinenz). Auch sind Mischformen beider Ursachenkreise möglich.

 

Ursachen für eine motorische Inkontinenz (Schließmuskelstörung steht im Vordergrund) sind bei Frauen Verletzungen des Schließmuskel unter der Geburt. Aber auch Schädigungen durch Operationen (Analfistel, Hämorrhoiden, Entfernung des Mastdarms bei Krebsleiden etc.) sind möglich. Vorausgegangene Bestrahlungen im kleinen Becken aber auch die altersbedingte Schwächung des Beckenbodens und der Schließmuskeln kommen in Frage.

 

Bei den Wahrnehmungsstörungen sind der Verlust der empfindlichen Analhaut (Anoderm) durch Operationen oder deren Verlagerung nach außen durch z.B. Hämorrhoiden oder Mastdarmvorfall mögliche Ursachen. Neurologische Erkrankungen und Stoffwechselstörung sind weitere Möglichkeiten für diese Störung.

 

 

Wie wird eine Stuhlhalteschwäche festgestellt?

 

Die Diagnose der Stuhlhalteschwäche erhält man bereits durch die Angaben des Patienten. Viel schwieriger ist es herauszufinden, welche Ursache hinter der Stuhlhalteschwäche steckt. Hierzu kann es einer Reihe von Untersuchungen bedürfen, die je nach Einzelfall gezielt zum Einsatz kommen. Zu nennen sind:

 

  • Die allgemeine proktologische Untersuchung mit Rektoskopie und Proktoskopie
  • Ultraschalluntersuchung durch den After (Endosonographie)
  • Stuhlentleerungsdarstellung (Defäkographie) durch MRT oder Röntgen
  • Messung des Schließmuskeldrucks (Manometrie)
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeiten des Schließmuskels (Sphinkter-EMG).

 

Es stehen somit eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung, die das Zusammenspiel verschiedener Fachrichtungen notwendig machen können. Wir übernehmen für die Untersuchungen, die wir nicht selber durchführen, die Koordination des Ablaufes und die abschließende Bewertung bei unseren Inkontinenzpatienten. Als Kooperationspartner des Beckenbodenzentrums der Klinikum Leverkusen gGmbH ist für uns die fachübergreifende Behandlung eine Selbstverständlichkeit.

 

Wie wird eine Stuhlhalteschwäche behandelt?

 

Die Behandlung der Stuhlinkontinenz richtet sich nach deren Ursachen, aber auch nach den Gesamtumständen der Betroffenen. Hier muss stets die individuell passende Lösung gefunden werden.

 

1.      Motorische Stuhlhalteschwäche (Schließmuskelverletzung)

 

Die häufigste Ursache bei Frauen ist die Verletzung des Schließmuskels unter der schwierigen Geburt (tiefe Dammrisse, Zangenentbindungen mit bis zu 30% Verletzungen des Schließmuskelapparates). Die folgende Stuhlhalteschwäche zeigt sich häufig erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Geburt, wenn die altersbedingte Abnahme der Muskelkraft hinzukommt und die Kompensationsmechanismen versagen. Daneben gibt es die Schließmuskel­verletzungen durch Unfall oder Operationen in diesem Bereich. Allen gemeinsam ist der Defekt im ringförmigen Schließmuskelapparat. Hier kann eine operative Rekonstruktion vielfach die Funktion wiederherstellen oder zumindest verbessern. Aber auch Maßnahmen, die die Kompensations­mechanismen wiederherstellen oder begleitende Störung beseitigen, können erfolgreich eingesetzt werden. Hier ist das Biofeedback als konservative Maßnahme, aber auch die Einpflanzung eines Nervenschrittmachers als operative Maßnahme zu nennen. Letztere Operation wird nach gründlicher Abklärung der Stuhlhalteschwäche und gegebener Indikation von uns regelmäßig im Rahmen unsere Tätigkeit in der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie der Klinikum Leverkusen gGmbH durchgeführt.

 

 

2.      Sensorische Stuhlhalteschwäche

 

Je nach Ursache der Störung können bei dieser Form der Inkontinenz operative Maßnahmen sehr erfolgversprechend sein oder überhaupt nicht angebracht. Als Beispiel für eine durch Operation gut zu behandelnde Ursache für eine sensorische Inkontinenz kann das ausgeprägte Hämorrhoidalleiden oder der Mastdarmvorfall genannt werden. Dabei kommt es zu einem Tiefertreten der Darmschleimhaut, so dass sie sich im Analkanal befindet. Da die Enddarmschleimhaut keine Empfindung hat, kann der Stuhl unbemerkt an ihr vorbeirutschen und wird erst dann wahrgenommen, wenn er am Schließmuskel bereits vorbei und es sozusagen "zu spät" ist. Hier kann die operative Beseitigung des Vorfalles die Kontinenz vollständig wiederherstellen.

 

Als Beispiel für operativ nicht zu beeinflussende Störungen können alle neurologischen Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen genannt werden. Hier erreicht man durch operative Maßnahmen in der Regel keine Verbesserungen. Es stehen konservative Methoden im Vordergrund. Dabei kann manchmal auch das Ziel sein, die mit der Stuhlhalteschwäche verbundenen Symptome zu lindern oder zu beseitigen ohne ursächlich etwas an der Störung ändern zu können. Als Beispiel für eine solche Maßnahme sei die anale Irrigation (Darmspülbehandlung) genannt.

 

 

Ich kann den Stuhl nicht halten, was soll ich tun?

 

Vor allen Dingen sollten Sie Ihr Problem vor Scham nicht für sich behalten. Sprechen Sie es mit dem Arzt ihres Vertrauens an und lassen Sie sich untersuchen. Man wird zunächst alles tun, um die Ursache festzustellen, um dann ein Therapiekonzept mit Ihnen gemeinsam aufzustellen. Wir stehen Ihnen und Ihrem Hausarzt hierbei gerne beratend zur Seite. Uns stehen in dieser Hinsicht alle  konservativen und operativen Möglichkeiten der Inkontinenzbehandlung zur Verfügung.

 

Einige Maßnahmen können aber insbesondere bei leichten Formen der Inkontinenz schon eine Hilfe sein, um die Zeit bis zu einer Therapieaufnahme zu überbrücken:

 

Stuhlgangsregulierung:

 

Geformter, fester Stuhl lässt sich grundsätzlich besser halten, als flüssiger oder breiiger Stuhl. Daher ist die Eindickung des Stuhls durch entsprechende Wirkstoffe eine erste Maßnahme (die aber die Abklärung von Durchfällen nicht ersetzen darf). Bewährt haben sich indische Flohsamenschalen (Plantago ovata, Isphagula), die frei verkäuflich sind und eine sanfte Stuhlgangsregulierung ermöglichen.

 

Beckenbodentraining

 

Ein kräftige Beckenbodenmuskulatur und eine gut trainierter Schließmuskel verbessern die Stuhlhaltefähigkeit. Ein Beckenboden- und Schließmuskeltraining erfolgt idealerweise unter Anleitung eines entsprechend spezialisierten Krankgymnasten. Aber auch Trainingsprogramme wie sie z.B. die Volkshochschule anbietet, können hilfreich sein, um die Beckenbodenfunktion in Übung zu halten. Weiterführende Maßnahmen wie das Biofeedback sollten erst nach Klärung der Ursachen angewendet und verschrieben werden.

 

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