Ein Wort vorweg
Wer redet schon gern von Hämorrhoiden? Und doch ist das Hämorrhoidalleiden eine der häufigsten Erkrankungen in der westlichen Welt. Auch wenn es keine exakten Zahlen gibt, so schätzen Experten doch,
dass mindestens 50% - manche sprechen sogar von 70-80% - der Bevölkerung in Deutschland im Verlauf ihres Lebens Beschwerden durch ein Hämorrhoidalleiden bekommen. Obwohl es also ein häufiges Problem
ist, das noch dazu zu einer erheblichen Verschlechterung der Lebensqualität führen kann, ist es dennoch tabuisiert - es redet sich nunmal einfacher von einem Herzinfarkt oder einem Gallensteinleiden.
In den folgenden Zeilen hoffen wir Ihnen die nötigen Informationen zu diesem Krankheitsbild geben zu können.
Was sind Hämorrhoiden?
Streng genommen sind es die normalen Schleimhautpölsterchen am oberen Ende des Analkanals, die durch arterio-venöse Gefäßknäuel gebildet werden. Daher sind diese Pölsterchen in der Lage an- und
abzuschwellen. Sie sorgen für eine Feinregulation der Verschlussfähigkeit unseres Afters, indem sie eine Abdichtung gegenüber flüssigem Stuhl und Gas bewirken. Sie sind also ein wichtiger Bestandteil
unserer Kontinenz (Stuhlhaltefähigkeit) und somit als normal anzusehen. Erst wenn durch Vergrößerung und Reizung diese Hämorrhoiden zu Beschwerden führen, kommt es zum Hämorrhoidalleiden, das dann
meist einer Behandlung bedarf. Wenn der Volksmund also von den Hämorrhoiden spricht, die Schwierigkeiten machen, dann ist damit das Hämorrhoidalleiden gemeint.
Wie kommt es zu Hämorrhoiden?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn eine alles erklärende Ursache ist beim Hämorrhoidalleiden nicht bekannt. Wir wissen aber, dass es verschiedene begünstigende Faktoren gibt.
Allen voran die Neigung zur Verstopfung und alle damit einhergehenden Probleme: Lange Sitzungen bei der Stuhlentleerung, starkes Pressen und starkes Nachpressen, weil man sich noch nicht ganz leer
fühlt. Begünstigend wirkt eine bewegungsarme Lebensweise, eine ballaststoffarme Ernährung, Übergewicht und das Verschieben der Stuhlentleerung zu einem sozial genehmen Zeitpunkt und nicht dann, wenn
der Entleerungsdrang einsetzt. Bei Frauen kann die Schwangerschaft zur Entstehung von Hämorrhoiden führen, die sich aber häufig nach der Entbindung wesentlich bessern.
Welche Beschwerden verursachen Hämorrhoiden?
Hellrote, manchmal spritzende Blutungen und Juckreiz sind die häufigsten Symptome von Hämorrhoiden. Durch die Störung der Feinabdichtung kann es außerdem zu Nässen und Wundsein kommen. Schreitet das
Hämorrhoidalleiden fort, kann es zu Druckgefühl im After oder gar zum sichtbaren Vorfall der Hämorrhoidalknoten vor dem After kommen. Dies ist dann meist mit einer milden Form der Stuhlinkontinenz
vergesellschaftet (Stuhlschmieren). Entgegen der gängigen Meinung verursachen Hämorrhoiden keine Schmerzen. Wenn Schmerzen vorhanden sind, dann besteht entweder eine weitere Erkrankung oder
Komplikationen haben zu einem schmerzhaften Wundsein am After geführt.
Wie kann man Hämorrhoiden feststellen?
Bei höhergradigen Hämorrhoiden (Grad III und IV) ist die Diagnose schon durch Inaugenscheinnahme des Afters unter Pressen des Patienten zu stellen. Ansonsten ist die kurze Spiegelung des Analkanals
und unteren Mastdarms (Prokto-/Rektoskopie) ausreichend, um Hämorrhoiden geringerer Ausprägung festzustellen. Eine hohe Darmspiegelung ist dafür nicht nötig, kann aber insbesondere bei Patienten über
50 Jahren unter Vorsorgeaspekten sinnvoll sein.
Kann man Hämorrhoiden vermeiden?
Ja, zumindest kann man sie durch eine entsprechende Lebensweise nicht begünstigen. Hierzu gehört ein geregelter, geformter aber weicher Stuhlgang. Dieser kann am Besten durch eine ballastoffreiche
Ernährung, eine genügende tägliche Trinkmenge (2 Liter Flüssigkeit) und ausreichender körperlicher Bewegung (ist man träge, ist der Darm träge) sichergestellt werden. Außerdem sollte man schlechte
Gewohnheiten bei der Stuhlentleerung vermeiden. Dazu gehören, dass die Toilettensitzungen kurz gehalten werden - Zeitung, Lesestoff, Handy und Gameplay-Geräte haben auf der Toilette nichts zu suchen.
Das starke Pressen soll vermieden werden, insbesondere das Nachpressen nach der Entleerung. Wenn man sich nicht ganz leer fühlt, bricht man die Sitzung ab und geht ggf. etwas später, wenn Stuhl
tatsächlich wieder andrängt, erneut auf die Toilette. Außerdem sollte man die Darmentleerung den natürlichen Bedürfnissen anpassen und nicht den sozialen Zwängen - es heißt ja schließlich "ich muss
mal" und nicht "ich kann / will mal".
Wie behandelt man Hämorrhoiden?
Hier gibt es eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die sich am Ausprägungsgrad der Erkrankung orientieren.
Konservative Therapie
Die Behandlung mit Hämorrhoidalsalben und Zäpfchen kann bei akuten Symptomen zu einer befriedigenden Linderung der Beschwerden führen und fürs erste helfen. Allerdings kann sie das Hämorrhoidalleiden
nicht zur Rückbildung bringen und sein Fortschreiten nicht verhindern.
Sklerosierungstherapie
Sie kommt beim Hämorrhoidalleiden Grad I zur Anwendung. Dabei wird ein Verödungsmittel (Polidocanol) in und um den Hämorrhoidalknoten gespritzt. Das Mittel verursacht eine entzündliche
Gewebereaktion, die dann zum Schrumpfen und zur Vernarbung (Sklerosierung) des Knotens führt. Diese Methode ist einfach und meist schon während der proktoskopischen Untersuchung schmerzlos anwendbar.
Sie führt bei über 90% der Patienten zu einer Beschwerdebesserung und Rückbildung. Nach 2 Jahren allerdings erleiden gut 25% der Patienten einen Rückfall. Da sie ein nebenwirkungsarmes Verfahren ist,
kann sie mehrfach wiederholt werden und verbaut nicht die Anwendung anderer Verfahren, wenn dies notwendig wird.
Gummibandligatur
Diese Methode ist gut für das Hämorrhoidalleiden Grad II geeignet. Der Hämorrhoidalknoten wird dabei an der Basis mit einem elastischen Gummiring abgebunden. Das Gewebe stirbt ab und stößt sich in
den nächsten 2-3 Wochen ab. Es entsteht ein Abbindungsgeschwür, dass dann ebenfalls noch 2-3 Wochen zur Abheilung braucht, wovon der Patient in aller Regel aber nichts merkt. Auch diese Methode ist
nebenwirkungsarm. Allerdings besteht in ca. 1% der Patienten die Gefahr einer Blutung in der Zeit, wo sich das Gewebe abstößt. Daher müssen alle Patienten gut über diese Möglichkeit informiert und
ihnen Verhaltensmaßregeln an die Hand gegeben werden, wie sie zu verfahren haben, sollte sich eine solche Blutung einstellen.
Hämorrhoidalarterienligatur mit rektoanaler Raffung (HAL + RAR)
Auch diese Methode kann beim Hämorrhoidalleiden Grad II und Grad III angewandt werden, insbesondere wenn die Knoten nicht zu massiv sind. Dabei wird an der Basis des Hämrrhoidenknotens eine
Unterbindungsnaht gesetzt und der Knoten dann mit dieser Naht umsäumt. Wird die Naht dann am Ende zugezogen, zieht sie den Knoten wieder an seinen ursprünglichen Ort zurück und rafft somit den
Analkanal. Diese Methode ist ebenfalls nebenwirkungsarm und in aller Regel schmerzlos durchführbar. Da der Analkanal dafür aber aufgedehnt werden muss, ist eine Narkose oder Rückenmarksbetäubung
nötig. Von dieser Methode gibt es verschiedene Durchführungsmöglichkeiten. Einige Operateure benutzen ein spezielles Proktoskop, das mit einer Ultraschallsonde ausgestattet ist, um das
Hämorrhoiden-Hauptgefäß aufzuspüren und gezielter zu unterbinden. Leider konnten die bisherigen Erfahrung nicht belegen, dass dadurch, im Vergleich zur Methode ohne Einsatz des Dopplerultraschalls,
eine höhere Erfolgsquote erreicht werden konnte.
Staplerhämorrhoidopexie nach Longo
Diese Methode eignet sich ganz besonders für zirkuläre Hämorrhoiden, die vorfallen. Dabei wird dann oberhalb der Hämorrhoiden durch ein Klammernahtgerät ein Streifen der Mastdarmschleimhaut
herausgetrennt und gleichzeitig der Defekt durch Klammernaht verschlossen. Dies führt dazu, dass die angrenzenden Hämorrhoidalknoten hochgezogen und wieder an ihren angestammten Ort gebracht werden.
Auch hier kommt es also zu einer Art Raffung des Analkanals. Die Methode besticht dadurch, dass sie selbst bei sehr großen Hämorrhoiden kaum Schmerzen nach der Operation hinterlässt. Sie hat aber ein
eigenes Risikoprofil, das besprochen und berücksichtigt werden muss.
Klassische Hämorrhoidenoperation nach Milligan-Morgan
Sie kann bei jeder höhergradigen Hämorrhoidenausprägung durchgeführt werden, eignet sich besonders für große Einzelknoten und wenn der Hämorrhoidalvorfall unbeweglich und fixiert ist. Dabei werden
die vergrößerten Hämorrhoidenknoten chirurgisch entfernt, es entsteht eine Wunde, die ganz oder teilweise offen gelassen wird und ca. 4 Wochen braucht, um abzuheilen. Da die Wunde die sensible
Analhaut betrifft, muss bei dieser Operation postoperativ sorgfältig auf eine angemessene Schmerzbekämpfung geachtet werden.
Ich habe Beschwerden, was soll ich tun?
Nun, einige Verhaltensmaßregeln haben sie ja bis hierhin bereits erfahren. Wenn die Beschwerden aber stark und anhaltend sind, sollten Sie sich einer Untersuchung unterziehen, um den Ursachen auf den
Grund zu gehen. Wenn Sie wünschen, sind wir gerne bereit Sie in dieser Hinsicht zu beraten. Wir können Ihnen das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie des Hämorrhoidalleidens anbieten -
ambulant und falls erforderlich stationär. Nur Mut, durch Abwarten und Verzögern wird es meist nicht besser und verdirbt Ihnen die Lebensqualität.
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